Was heißt suchtkrank?

Sucht ist eine Krankheit

Text überarbeitet von Dr. Peter Raiser, Geschäftsführer DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V., 2021

Zu viel trinken, zu viel rauchen, zu viele Pillen, zu viel kiffen, zu viel spielen… Sind das nur schlechte Eigenschaften? Nein, das „zu viel“ heißt auch „nicht aufhören können“ und krankhaft werden. Es ist tatsächlich eine Krankheit und sie wird umgangssprachlich „Sucht“ und präziser „Abhängigkeitserkrankung“ genannt.

Für die Behandlung von Krankheiten werden Ärzte und Ärztinnen ausgebildet. Sie beurteilen ein Symptom, stellen die Diagnose und entscheiden über eine Behandlung. Manchmal ist das ganz einfach. Abhängigkeitserkrankungen sind allerdings sehr komplex. Für ihre Ursachen und ihr Entstehen ist ein Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren bedeutsam. Die Lebensumstände („Umwelt“) spielen eine Rolle, genauso wie persönliche und individuelle Gründe („Person“) oder die benutzten Suchtstoffe („Substanz“). So gibt es mindestens drei Gründe für eine Suchtentwicklung. Fachleute sprechen von einer bio-psycho-sozialen Erkrankung. Und nicht nur die Ursachen, auch in der Bewältigung einer Abhängigkeit kommt es auf diese drei Bereiche an.

Diese komplizierten Ursachen mit ihren nachfolgenden Problemen lassen sich nur schwer auflösen. Die Krankheit „Sucht“ erkennt und erklärt sich nicht selbst. Oft müssen Andere die oder den Suchtkranken darauf aufmerksam machen, dass die Abhängigkeit ihr oder ihm schadet. Das sind natürlich Angehörige, aber vor allem Ärztinnen und Ärzte, zu denen Suchtkranke gehen, weil die Abhängigkeit körperliche Schäden verursacht, Arbeitgeber, bei jungen Menschen Schule und Jugendhilfe – viele haben hier die Verantwortung. Deswegen muss die Hilfe für abhängigkeitskranke Menschen in einem Netzwerk angeboten werden und sie besteht vor allem in der Motivation für die Betroffenen, Hilfe annehmen zu wollen.

Manche Menschen verstehen, sich selbst zu helfen, oder gehen in Selbsthilfegruppen. Andere suchen Hilfe bei Fachleuten. Das sind Menschen, die für die Behandlung von Abhängigkeitskranken ausgebildet sind: häufig Sozialarbeiter/-innen, Sozialpädagogen/ Sozialpädagoginnen, Psychologinnen/Psychologen und Ärztinnen/Ärzte. Sie arbeiten in Einrichtungen der Suchthilfe, normalerweise als Team.

Abhängigkeit ist keine schlechte Angewohnheit oder Charakterschwäche, sondern Krankheit. Zu diesem Ergebnis kamen wegweisende Urteile des Bundessozialgerichts (BSG) vom 18. Juni 1968 – 3 RK 63/66 – USK 6845 und vom 17. Oktober 1969 – 3 RK80/66, 3 RK82/66-USK 6985. Seitdem steht außer Frage, dass eine Abhängigkeit als Krankheit zu verstehen ist – und ein Anspruch Betroffener auf Krankenbehandlung besteht.

 

Wo finde ich Hilfe?

Eine Beratungsstelle findet man am schnellsten im Internet. Z.B. über die Internetseite www.suchthilfeverzeichnis.de von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.. Dort kann man über die Postleitzahl oder den Wohnort eine Beratungsstelle in der Nähe finden.

Weitere Hilfen:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Telefon: 0221 – 89 20 31
Internet: www.bzga.de

TelefonSeelsorge

Telefon: 0800 1110111
Internet: www.telefonseelsorge.de

Sucht & Drogen Hotline

Telefon:  01806 313031
(Kostenpflichtig. 0,20 € pro Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 € pro Anruf. Dieser Dienst wird unterstützt von NEXT ID. Abweichende Sprechzeiten: Mo – So  0 – 24 Uhr)
Internet: www.sucht-und-drogen-hotline.de